Globale Rahmenbedingungen
Wie wir gegenwärtig Produzieren und Konsumieren bringt unseren Planeten an seine äußersten Grenzen. Um die Bedürfnisse der wachsenden Weltbevölkerung zu stillen und gleichzeitig unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, ist ein Wandel hin zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem auf globaler Ebene notwendig. Eine Chance in der Transformation zur Bioökonomie bietet die Entwicklung biobasierter, kreislauforientierter Stoffströme und Prozesse mit Forschung und Industrie für die Gestaltung einer ressourcenschonenden und umweltverträglichen Zukunft.
Internationale Initiativen zur Förderung der Bioökonomie
UN Sustainable Development Goals (SDGs) & Bioökonomie
Die Vereinten Nationen (UN) haben 2015 die Nachhaltigkeitsziele (SDGs) ins Leben gerufen, um weltweit eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Diese 17 globalen Ziele betreffen die Bereiche Armut, Gesundheit, Bildung, Umwelt und Wirtschaft. Die Bioökonomie, die auf der nachhaltigen Nutzung biologischer Ressourcen basiert, ist ein Schlüsselbereich, der zur Erreichung vieler dieser Ziele beiträgt. Die Bioökonomie kann dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck zu verringern, die Kreislaufwirtschaft zu fördern und gleichzeitig Innovationen in vielen Bereichen voranzutreiben.
Wichtige SDGs im Zusammenhang mit der Bioökonomie:
Um zur globalen Ernährungssicherheit beizutragen, hat die Bioökonomie verschiedene Lösungsansätze. Durch eine nachhaltige Landwirtschaft können beispielsweise mit moderner Pflanzenzüchtung, gesunden Böden und effizienteren Produktionsverfahren Erträge optimiert werden. In der Bioökonomie werden zudem auch neue Verfahren zur Erzeugung von Nahrungsmitteln genutzt, wie die Aquaponik oder die Gewinnung von Proteinen aus Insekten oder Algen.
Zur WebsiteDie Forschung in der Bioökonomie beschäftigt sich auch mit dem Gesundheitsbereich. Biopharmazeutika, das heißt biotechnologisch hergestellte Medikamente, bieten wichtige Potenziale zur Bekämpfung von Krankheiten, indem sie z.B. Wirkstoffe wie Hormone, Nukleinsäuren oder Antikörper nutzen.
Zur WebsiteBildung im Bereich der Bioökonomie ist ein wesentlicher Faktor bei der Förderung des gesellschaftlichen Austauschs und auf dem Weg zu einem nachhaltigen Konsumverhalten. Innerhalb Deutschlands gibt es dazu Initiativen wie das Wissenschaftsjahr 2020/21, das sich der Bioökonomie widmet und versucht, der Bevölkerung spannende Themen, Fakten und Forschungsergebnisse zu vermitteln. Für eine biobasierte Zukunft sind qualifizierte Arbeitskräfte in den verschiedenen Branchen der Bioökonomie entscheidend, um innovative Ideen und Technologien umsetzen zu können. Auch in der bayerischen Bioökonomiestrategie sind konkrete Maßnahmen zur Vermittlung von Wissen rund um das Thema Bioökonomie an verschiedene gesellschaftliche Gruppen festgelegt.
Zur WebsiteEine nachhaltige Landwirtschaft mit verringertem Verbrauch von Wasser, Pflanzenschutz- und Düngemitteln sorgt für den Erhalt sauberer Gewässer. Mikroorganismen, die das Abwasser nachhaltig reinigen, oder Algen, die eine umweltfreundliche Wasseraufbereitung ermöglichen sind Beispiele für biotechnologische Verfahren, die zur Erfüllung dieses Ziels beitragen.
Zur WebsiteBiogene Abfall- und Reststoffe, die keiner weiteren stofflichen Nutzungsmöglichkeit zugeführt werden können, eignen sich zur Energiegewinnung.
Zur WebsiteDurch die Förderung der Bioökonomie entstehen neue Arbeitsplätze in Forschung und Industrie. Es ergeben sich neue Absatzwege in wichtigen Industriebranchen wie Ernährungswirtschaft, Chemie-, Kunststoff-, Papier-, Bau- und Textilindustrie.
Zur WebsiteMit der Transformation von einer erdöl- zu einer biobasierten Wirtschaft und damit dem Einsatz regenerativer statt fossiler Energieträger und neuer, kreislauforientierter Produktionsverfahren können endliche Ressourcen und damit auch das Klima geschont werden. Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft sorgt zusätzlich dafür, dass alle Stoffe und Materialien möglichst lange genutzt und wiederverwertet werden. Durch neue Technologieentwicklungen bestehen große Innovationspotenziale sowohl für große als auch für kleine und mittelständische Unternehmen.
Zur WebsiteViele Ansätze der Bioökonomie wie beispielsweise die nachhaltige Bewirtschaftung und effiziente Nutzung der natürlichen Ressourcen, die Begrünung von Freiflächen und Gebäuden und eine innovative Nachnutzung von Abfällen und Abwässern, sind auf Städte und Gemeinden übertragbar. Auf Landesebene soll insbesondere die nachhaltige öffentliche Beschaffung gefördert werden, damit die bayerischen Staatsministerien durch den Einsatz biobasierter und kreislauffähiger Produkte und Baustoffe ihrem Vorbildcharakter gerecht werden.
Zur WebsiteZur Bewältigung des globalen Plastikproblems kann die Bioökonomie durch die Bereitstellung biologisch abbaubarer Kunststoffe beitragen und so den Eintrag von Müll und Mikroplastik in die Umwelt vermeiden. Die nachhaltige und kreislauforientierte Nutzung biogener Ressourcen stellt einen Grundpfeiler der Bioökonomie dar.
Zur WebsiteBioökonomische Innovationen können dazu beitragen, Kohlendioxid in Rohstoffen und biobasierten Produkten zu binden und so den Ausstoß von Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Pflanzen speichern während ihres Wachstums CO2 und setzen die zuvor gebundene Menge des Treibhausgases bei ihrer Verwertung (z.B. Verbrennung oder Zerfall im Boden), am Ende der Kaskadennutzung, frei. Wenn keine zusätzlichen Emissionen durch Produktion, Lagerung und Transport entstehen, können biobasierte Produkte, wie beispielsweise Biokraftstoffe, als CO2-neutral bezeichnet werden.
Zur WebsiteDie Forschung entwickelt nachhaltige Formen der Aquakultur, um weltweit Fischbestände zu schützen und das maritime Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Der Einsatz biologisch abbaubarer Produkte kann außerdem dazu beitragen, den Eintrag von Mikroplastik in die Meere einzudämmen oder die Verschmutzung durch fossile Rohstoffe zu minimieren und damit gleichzeitig auch die Biodiversität unter Wasser schützen.
Zur WebsiteBoden- und Pflanzenforschung sind wichtige Aspekte der Bioökonomie. Damit ein nachhaltiger und kreislauforientierter Umgang mit Böden und Wäldern gelingt, soll statt auf Monokulturen etwa auf Agroforstsysteme gesetzt werden: Durch den Anbau wechselnder Pflanzenkulturen wird nicht nur Nährstoffarmut von Böden reduziert, sondern es werden auch die Wasserbestände in den Böden geschont.
Zur WebsiteGlobale Akteure der Bioökonomie
Die Bioökonomie wird weltweit durch ein Netzwerk aus Organisationen, Netzwerken und Think Tanks getragen. Sie alle fördern den Übergang zu nachhaltigen, kreislauforientierten Wirtschaftssystemen und arbeiten an politischen, wissenschaftlichen und technologischen Lösungen.
Global Bioeconomy Summit (GBS)
Der Global Bioeconomy Summit (GBS) ist ein führendes internationales Forum, das seit 2015 alle zwei bis drei Jahre stattfindet. Organisiert vom International Advisory Council on Global Bioeconomy (IACGB), bringt es politische Entscheidungsträger:innen, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus aller Welt zusammen.
- Wer steckt dahinter? Der IACGB in Zusammenarbeit mit internationalen Regierungen und Organisationen, u. a. dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
- Warum? Um eine koordinierte, globale Strategie für die Bioökonomie zu entwickeln und Kooperationen zu fördern.
- Ziele:
- Förderung politischer Zusammenarbeit zur Gestaltung eines nachhaltigen Bioökonomie-Rahmens.
- Diskussion über Investitionen und Marktmechanismen für biobasierte Lösungen.
- Stärkung von Innovation in Bereichen wie Biotechnologie, Kreislaufwirtschaft und nachhaltiger Landnutzung.
International Advisory Council on Global Bioeconomy (IACGB)
Der IACGB ist ein internationaler Think Tank mit rund 40 Mitgliedern aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Er begleitet und unterstützt den GBS als strategisches Beratungsgremium. Über die Jahre ist das Netzwerk stetig gewachsen und zieht weiterhin neue Partner und Expert:innen aus aller Welt an.
- Wer? Unabhängige Mitglieder aus über 20 Ländern – darunter Ministerien, Forschungseinrichtungen und internationale Organisationen.
- Warum? Um evidenzbasierte Politikberatung und einen kontinuierlichen, globalen Wissens- und Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.
- Ziele:
- Gestaltung von politischen Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Bioökonomie.
- Förderung strategischer Partnerschaften.
- Einbindung junger Menschen über das Bioeconomy Youth Champions-Programm.
- Politischer Einfluss durch Empfehlungen und Initiativen auf internationaler Ebene.
World Bioeconomy Forum (WCBEF)
Das 2018 gegründete World Bioeconomy Forum (WCBEF) ist eine globale Plattform für Diskussionen über die Bioökonomie, mit Schwerpunkt auf Kreislaufwirtschaft, Industrie und Politik. Es bringt jährlich führende Akteure zusammen – von Unternehmen über Forschungseinrichtungen bis hin zu politischen Entscheidungsträgern.
- Wer? Gegründet von Experten aus Finnland, heute unterstützt durch ein internationales Netzwerk von Stakeholdern.
- Warum? Um Austausch, Best Practices und strategische Konzepte zwischen Regionen, Sektoren und politischen Ebenen zu fördern.
- Ziele:
- Stärkung der Sichtbarkeit bioökonomischer Ansätze weltweit.
- Verknüpfung von Industrie, Wissenschaft und Politik in der Umsetzung nachhaltiger Wirtschaftskonzepte.
- Jährliche Foren mit Ergebnissen, die als Grundlage für politische Entscheidungen genutzt werden.
Global Bioeconomy Alliance (KTB)
Die Global Bioeconomy Alliance ist ein akademisches Netzwerk aus vier führenden Hochschulen: Technische Universität München, University of Queensland, UNESP Brasilien und Technische Universität Dänemark. Die Allianz fördert Forschungskooperationen, Lehre und Wissenstransfer im Bereich der Bioökonomie.
- Wer? Technische Universitäten mit internationaler Forschungsexzellenz im Bereich Biotechnologie, Agrar- und Umweltwissenschaften.
- Warum? Um global vernetzte Bildungsangebote und gemeinsame Forschungsinitiativen zu ermöglichen.
- Ziele:
- Entwicklung gemeinsamer Studienprogramme und Summer Schools.
- Förderung interdisziplinärer Forschung zu Bioökonomie-Innovationen.
- Grundlage für größere internationale Forschungsprojekte und EU-Kooperationen.
World Bioeconomy Association
Die World Bioeconomy Association wurde im Rahmen des WCBEF ins Leben gerufen und dient der globalen Vernetzung von Bioökonomie-Akteuren. Sie unterstützt aktiv die Verbreitung von Best Practices, politischen Empfehlungen und Innovationsstrategien.
- Wer? Eine wachsende internationale Gemeinschaft aus Politik, Wirtschaft, NGOs und Wissenschaft.
- Warum? Um globale Synergien zu schaffen und die Umsetzung nachhaltiger Bioökonomie-Konzepte weltweit zu beschleunigen.
- Ziele:
- Förderung politischer Allianzen zur Unterstützung bioökonomischer Agenden.
- Verbreitung von Erfolgsmodellen und praxisnahen Lösungsansätzen.
- Stärkung internationaler Standards und Austauschplattformen.